Das Thema “Frühstück” hat mich Jahrzehnte beschäftigt. Den größten Teil meines Lebens bin ich entweder mit schlechter Laune in den Tag gestartet oder ich hatte bereits um 6:00 morgens ein schlechtes Gewissen.
Das lag entweder daran, dass es überhaupt nichts zum Frühstück gab oder etwas Fettiges (gerne so eine Art Frikandel im Blätterteig! *Ekelhaft!) vom Schnellbäcker am Bahnhof. Das war vom Sättigungsgrad so, als wäre das Frühstück trotzdem ausgefallen. Von meiner Fähigkeit mich auf irgendwas zu konzentrieren oder gar in schwierigen Situationen am Morgen gelassen zu bleiben, wollen wir jetzt nicht sprechen.
Also, alles irgendwie für den Arsch und morgens habe ich mich auch gerne, wie einer benommen.
Ist das Frühstück die wichtigste Mahlzeit am Tag?
Das ist eine viel diskutierte Frage und je nach Meinungslager erhält man unterschiedliche Antworten. Eine gesicherte Studienlage gibt es, je nach Betrachtung und Auslegung, weder für die Frühstücksbefürworter noch für die Frühstücksgegener.
“Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.” - Joachim Ringelnatz
Die folgenden Absätze werden dir helfen, eine Antwort auf diese Frage zu finden.
Was verstehe ich unter Frühstück?
Damit deutlich wird, dass ein Frühstück nicht unmittelbar vor oder nach dem morgendlichen Zähneputzen stattzufinden hat, habe ich die Kriterien aufgezählt, die aus meiner Sicht eine Mahlzeit zu einem Frühstück macht.
- Frühstück ist die erste Mahlzeit nach dem Nachtschlaf.
- Sie wird bis spätestens 12 Uhr mittags eingenommen.
- Es ist die energiereichste Mahlzeit am Tag.
- Findet im Sitzen statt!
- Sättigt für min. 3- 4 Stunden.
- Besteht aus komplexen Kohlenhydraten, Fett und Proteine.
Warum ist der Nachtschlaf im Zusammenhang mit dem Frühstück zu nennen?
Dem Frühstück geht immer der Nachtschlaf voraus. Entgegengesetzt der geläufigen Meinung, Schlafen sei nur etwas für Faule, trifft das auf unseren Körper in der Nacht so gar nicht zu. Er benötigt die Zeit, um wichtige Prozesse zu durchlaufen. Das Immunsystem wird auf Vordermann gebracht, Zellen werden erneuert, Erlebnisse und Gelerntes werden im Gehirn verarbeitet und noch Vieles mehr. Er arbeitet hart. Wo gearbeitet wird, wird Energie benötigt.
Es überrascht dich bestimmt zu lesen, dass der Körper im Schlaf genauso viel Energie für die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen benötigt, wie tagsüber. Dieser Energieverbrauch macht sich allerdings nicht als Hunger bemerkbar. Ein Hormon (Leptin) sorgt dafür, dass wir nachts nicht hungrig werden. Sobald wir aufwachen, sorgt ein weiteres Hormon (Ghrelin) dafür, dass sich Hunger bemerkbar macht.
Tatsache ist, du entwickelst Hunger, wenn du aufgestanden bist. Der Eine früher, der Andere später. Aber der Hunger kommt und ist völlig gerechtfertigt. Denn ohne Energie und Baustoffe, sind keine Leistungen vom Körper zu erwarten. Dein Auto fährt auch nicht auf Basis deiner Überzeugung, dass der Tank voll ist. An dieser Stelle kommt das Frühstück wieder ins Spiel.
Welche Vorteile hat es zu frühstücken?
Das Frühstück versorgt den Körper nach einer nächtlichen Fastenzeit mit Nährstoffen.
Insbesondere das nach Energie hungernde Hirn freut sich, da es keine Energie speichern kann.
Das hat folgende Wirkungen:
- Gesteigerte Konzentrationsfähigkeit
- Besseres Erinnerungsvermögen
- Längere Aufmerksamkeitsspanne
- Höhere Belastungsfähigkeit
- Regelmäßige Nährstoffversorgung des Körpers
- Körperliche Leistungsfähigkeit
- Körperliches Wohlbefinden
Das Leistungsprofil des Frühstücks hört sich fast nach einer leistungssteigernden Substanz an. Damit wäre ein weiterer Vorteil aufzuführen. Denn ein Frühstück bekommt man zwar am Bahnhof. Es ist aber keineswegs illegal.;-)
Welche Nachteile hat es zu frühstücken?
Nichts auf dieser Welt erlaubt eine einseitige Betrachtung. Frühstücksgegener führen die folgenden Punkte an, warum ein Frühstück für dich nachteilig sein kann.
- Unterbricht den Fettstoffwechsel durch die Ausschüttung von Insulin.
- Häufig die ungesündeste Mahlzeit.
- Lässt dich schneller altern.
- Nimmt Zeit in Anspruch (planen, einkaufen, vor- und zubereiten).
Die Unterbrechung des Fettstoffwechsels bedeutet, dass der Körper sich die fehlende Energie aus den Fettreserven holt, wenn wir ihm keine zuführen. Logisch! Dafür haben wir sie schließlich.
Willst du deine Fettreserven reduzieren, macht es Sinn den Körper die Energie daraus entnehmen zu lassen. Deshalb verlängert man die nächtliche Fastenzeit und begibt sich entweder in ein Muster des Invervallfastens oder macht sich ein anderes Konzept des Kurzzeitfastens zu eigen.
Alle Konzepte des Kurzzeitfastens funktionieren ohne hungrig und entkräftet zu sein. Voraussetzung dafür, ist eine bewusste Entscheidung und Planung.
Häufig kommen leider auch die falschen Sachen zum Frühstück auf den Tisch bzw. aufs Brot: Toastbrot, Weizenbrötchen, Nutella, Marmelade oder Fertigmüsli. Oder wie Eingangs erwähnt, entstellte Frikandel mit fraglichem Inhalt im Blätterteig.
Dazu fällt mir heute echt nichts anderes mehr ein, als: “Igitt!” und dabei lache ich mich, während ich das schreibe, über mich selbst schlapp.
Die falschen Sachen sind übrigens alle Lebensmittel, die eine hohe Insulinausschüttung zur Folge haben.
Insulin spielt eine Rolle im Alterungsprozess. Es wird in Fachkreisen auch liebevoll Alterungshormon genannt. Der Widersacher ist das Hormon Somatropin . Es ist ein Wachstumshormon und wird während des Nachtschlafs produziert. Es besitzt etliche Anti-Aging Eigenschaft und unterstützt die Fettverbrennung.
Es kommt aber nur bei geringem Insulinspiegel zum Zug. Entfällt das Frühstück, bleibt der Insulinspiegel länger gering und das Samatropin hat Zeit seinen Job zu erledigen.
Der Zeitaufwand für die Planung, Beschaffung und die Umsetzung, wenn es gesund sein soll, ist unabwendbar. Warum Planung dir prinzipiell einen Vorsprung verschafft, habe ich kürzlich in meinem Artikel Warum Planung Dich vor Übergewicht bewahrt beschrieben.
Wir leben in einem Pseudo-Schlaraffenland. Die Lebensmittelindustrie hält viele Überraschungen und vermeintliche Abkürzungen für uns bereit. Was davon für dich sinnvoll ist, bleibt kritisch und bedacht zu entscheiden.
Und? Ist das Frühstück jetzt die wichtigste Mahlzeit am Tag?
Aufgrund der ungesicherten Studienlage und der unterschiedlichsten Lebenslagen ist diese Frage nicht pauschal zu beantworten. Wie du siehst, gibt es gute Gründe zu frühstücken und gute Gründe nicht zu frühstücken. Deshalb empfehle ich dir, eine bewusste Entscheidung auf Basis deines persönlichen Wohlbefindens oder deiner Ziele zu treffen, ob, was und wann Du frühstückst.
Wichtig ist:
- Du wirst nicht von deinem Hunger am Morgen überrascht und stopfst dir das nächstbeste in den Rachen.
- Wenn du frühstückst, wähle Lebensmittel, die dich für den Tag leistungsfähig machen.
- Wenn du nicht frühstückst, beginne den Tag mit einer Mahlzeit und nicht mit einem ungesunden Snack.
Viele Menschen überspringen das Frühstück, weil sie es nicht für nötig halten, sich Gedanken darüber zu machen, was sie frühstücken. Die Grundsätzliche Frage, ob sie überhaupt frühstücken wollen, bleibt unbeantwortet.
Frühstücken oder nicht frühstücken? Das ist die Frage!
Frage dich, ob, was und wann du frühstücken möchtest. Beantworte dir diese Frage klar und handel entsprechend. Wenn sich der Ablauf der ersten Mahlzeitaufnahme eingeprägt hat, entfällt der lästige, überfallartige Hunger und noch viel besser, die immer wiederkehrende Frage nach dem Frühstück.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Die Macht der Gewohnheit darf man nicht unterschätzen. Es macht dem Menschen nichts aus, mit wenig Abwechslung zu essen und er kann sich an MahlZEITEN gewöhnen. Falls du frühstücken möchtest, dann sind deine Frühstücksvorlieben planbar.
5 gesunde Vorschläge, um ein Frühstück zu arrangieren
- Brotbelag einkaufen und vorrätig halten (im eigenen Kühlschrank oder auf der Arbeit).
- Vollkornbrot in allen Variationen kaufen (außer Vollkorntoast, das kann nichts.)
- Eier kochen und auf Vorrat halten.
- Eine Müslimischung OHNE Zuckerzusätze vorrätig halten.
- Overnight Oats vorbereiten.
Heute frühstücke ich, nach meinen eigenen Regeln, meiner Befindlichkeit und nach der Notwendigkeit. Und genau das solltest du auch tun. Deine Gewohnheiten dürfen sich deinem Lebensrhythmus anpassen. Dein Frühstück darf sich deinen Zielen anpassen.
Deine Entscheidung zu frühstücken oder zu verzichten, muss dein Wohlbefinden fördern.
Ich grüße dich herzlich,
Dein Ernährungs- und Laufcoach
PS: Jetzt ist immer der richtige Zeitpunkt die Veränderungen vorzunehmen, damit es dir gut geht. Weil du es dir wert bist.
PPS: Hast du schon mal von Kurzzeitfasten gehört? Das ist eine weitere Säule für ein so lang wie möglich gesundes Leben und wirklich spannend! Schau gerne mal hier vorbei.